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Das klingt ja alles sehr nach "nice to have" in einer Wohlstandsgesellschaft, die alles im Überfluss hat. Leider ist die Welt gerade schwer im Wandel. Wie finanzieren wir die Energiewende, die Landesverteidigung, das Bürgergeld, die Rente, die Kindergrundsicherung, den sozialen Wohnungsbau und die weiteren zahlreichen Forderungen sozialer Wohltaten, die hier eingereicht werden? Wie sieht denn das Mengengerüst dafür aus? Wie viele junge Erwachsene werden welches Angebot zu welchen Kosten in Anspruch nehmen? Gibt es Eigenanteile oder soll alles voll steuerfinanziert werden?
"Wie soll es finanziert werden":
Zuallererst sollte man anfangen die Superreichen zu besteuern, die viele dieser Probleme erst mit ihrer Profitgier erzeugt haben.
Des Weiteren gibt der Staat auch für viele weitere unnötige Dinge Steuergelder in Milliardenhöhe aus, bei denen Geld eingespart werden könnte (konventionelle Landwirtschaft, Flugverkehr, Verkehrssektor, tierische Produkte, Dienstwagen, Agrardiesel etc.).
5 Monate Vollzeit-Orientierungsseminar für 24 junge Erwachsene kosten inkl. Unterbringung, Verpflegung und Unterricht gut 200.000 Euro. EIn großer Teil davon wird sozialverträglich von den TeilnehmerInnen und ihren Familien aufgebracht, ein Teil vom Bildungsträger des Seminares, ein anderer Teil von der Arbeitsagentur. Als vierter Baustein ist eine Förderung durch staatliche Bildungs-Programme und durch Stiftungen mit ähnlichen Zielen notwendig. Da Stiftungen aber nur punktuell und zeitlich begrenzt agieren, braucht es auf Dauer auch Förderung durch den Staat.
Gegenrechnen kann man dann aber auch, wenn es durch zahlreiche Angebote von substantiellen Orientierungszeiten weniger Abbrecher in Ausbildung und Uni gibt.
Na gut, dann will ich mal aushelfen. 2022 lebten hier 6,13 Mio junge Erwachsene (18-24 Jahre). Bei rd. 8000€/Person wären das rd. 50 Mrd €. Selbst bei einem Anteil von nur 10% Bundeszuschuss angesichts dringenderer Massnahmen eigentlich nicht zu stemmen.
Hallo Charly, danke für deinen Nachhilfeunterricht, aber auf dem Niveau möchte ich eigentlich nicht hier diskutieren. Wieviel Milliarden haben wir gleich nochmal in militiärisches Gerät in den Ukrainekrieg gegeben?
Hallo Mr. Zukunft,
das Niveau geben die Themengeber vor, indem sie i.d.R. wolkenkuckucksheimer Dinge fordern, aber leider - ganz wie die Politiker im Wahlkampf - kein Wort über deren Finanzierung verlieren. Da mir die Verwendung meiner Steuergelder am Herzen und Wirtschaftlichkeit im Kopf liegen, bin ich in diesen Dingen hartnäckig. Ausgaben für andere Dinge kann man im Rahmen der Priorisierung doch auch vornehmen. Das ist kein Widerspruch. Genau so werden Steuermittel in den Haushaltsberatungen auch budgetiert.
Wenn uns große Teile der jungen Generation mit psychischen Erkrankungen "wegbrechen" und sich weitere aus Frust an der Demokratie, am Bildungssystem oder am Kapitalismus zurückziehen, dann fehlen für die großen wichtigen Aufgaben die motivierten Menschen. Daher sind Orientierungszeiten, die zu Engagement ermutigen und befähigen, nicht ein "nice to have", sondern auch volkswirtschaftlich relevant.
In Skandinavien zahlen die Teilnehmenden (bzw. ihre Eltern) die Unterkunft und Verpflegung. Lediglich das päd. Programm wird vom Staat finanziert. Die päd. Kosten eines Orientierungsprogramms in Deutschland entsprechen in etwa jenen, die den Steuerzahler ein Studienplatz kostet, also rund 1000 Euro pro Monat.
Ihre Meinung überrascht natürlich nicht, verdienen Sie doch Ihren Unterhalt mit Jugendcoaching Seminaren. Klar auch, dass Sie als Psychologin überwiegend mit den kranken/gescheiterten jungen Erwachsenen konfrontiert sind.
In meiner Antwort an Herrn Heckelei hatte ja mal ein grobes Mengengerüst erstellt. Wir reden hier über Milliarden Steuergelder. Kein vernünftiger Politiker wir die ohne nicht mindestens zwei entsprechende Studien über die Notwendigkeit ausgeben.
Das Thema ist zu komplex, um hier mal eben schnell eine Volksabstimmung dafür zu machen. Und wenn man dann noch Eigeninteressen der Themengeber unterstellen kann schon gar nicht. HeilpraktikerInnen fordern hier GKV-Leistungen, WünschelrutengängerInnen das Verbot von Chemtrails ind PsychologInnen Jugendcoaching. Kann man machen, hat aber ein "G'schmäckle" wie man hier sagt.
Also Ad Hominem Argumente gefallen mir gar nicht. Charly, schau doch gern nochmal nach. Würde mich freuen, ein bestimmtes argumentatives Niveau hier hoch zu halten.
Liebe Andrea,
war leider gezwungen, mich dem argumentativen Niveau der Themengeberin anzupassen. Wenn Dir der vermeintliche ad Hominem-Absatz nicht gefällt, ignoriere ihn einfach. Ich hatte ja noch einige andere genannt.
Materiell haben die meisten von uns n Deutschland fast alles im Überfluss. Aber: Jährlich brechen über 800.000 junge Menschen ihre Ausbildung oder ihr Studium ab und über 500.000 stehen nach ihrem Schulabschluss weder dem Ausbildungs- noch Arbeitsmarkt zur Verfügung. (Das kostet nebenbei bemerkt jährlich hohe zweistellige Milliardenbeträge) Warum? Weil für eine große Zahl dieser jungen Menschen - gerade für die Motiviertesten von ihnen! - die Orientierung für ihren weiteren Ausbildungs- und Berufs- wie Lebensweg noch fehlt....Darin zeigen sich neben dem Versagen unseres Schulsystems auch der große aktuelle Wandel unserer Welt, den Sie ansprechen. Dieser Wandel muss von jungen Menschen in den nächsten Jahrzehnten gestaltet werden. Und zwar NICHT nach den Methoden und Karrierewegen von vorgestern, denn die haben oft versagt und versagen weiter.
Kann Ihre Zahlen leider nicht nachvollziehen. Ausbildungssabrecher 2022 rd. 155000 https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/ausbildung-abbruch-arbeitsmarkt-job-jugendliche-ausbildungsvertraege-loesung-100.html#:~:text=Laut%20Berechnungen%20des%20Bundesinstituts%20f%C3%BCr,H%C3%B6chststand%2C%20teilte%20das%20BIBB%20mit., Studienabbrecher 35% von 470000 = rd. 160000, Summe 315000 Abbrecher, keine 800000.
Bei den Schulabbrechern liegen Sie um Faktor 10 daneben. Lt. Studie des Caritasverbands gab es 2017 52000 Schüler ohne Hauptschulabschluss.
Bei den Schuldzuweisungen machen Sie es sich auch zu einfach. Das Schulsystem kann nur so gut sein, wie die Gesellschaft/Eltern es zulassen. Wir haben damals unseren Kindern als Sparringspartner bei der Studien- und Berufswahl zur Seite gestanden. Heutige Helikopter-Eltern nehmen sich weder Zeit noch Nerv für solche Fragen. Bei Problemen ruft man gleich nach "professioneller Hilfe" wie z.B. Orientierungscoaches.
Naja, wenn es der Industrie ja auch zu gute kommt, könnten die ihren Teil doch auch dazu beitragen, oder nicht ?